Ein Büro Zeuge des Erfolgs
Seit fünf Jahrzehnten werden die Geschicke des Marienkrankenhauses aus denselben vier Wänden heraus geleitet. Ein Jubiläum, das deutschlandweit sicherlich einmalig ist: Am 1. März 1974 bezog Franz-Josef Beyer damals noch als „Verwaltungsdirektor“ und ab 1990 als Geschäftsführer das Chefbüro vis à vis der Marienkirche im Erdgeschoss des Klinikgebäudes an der Goethestraße. Am 1. März 2002 übernahm Sohn Jürgen Büro sowie Posten und verabschiedete seinen Vater in den Ruhestand.
Vor 50 Jahren übernahm Franz-Josef Beyer die Verwaltung der Klinik. Schnell wurde deutlich, dass die Rechtsform als durch die Kirchengemeinde geführtes Sondervermögen nicht mehr zeitgemäß war. Damals verwaltete die Gemeinde einen Etat von knapp 400.000 Mark, die Klinik einen über 30 Millionen. Der damalige Pfarrer Hans-Heinz Riepe stellte als Vergleich zutreffend fest, dass „ein Schlauchboot einen Tanker zieht“. 1990 folgte deshalb die Umwandlung in eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung, alles in die Wege geleitet von Franz-Josef Beyer. Die Klinik erhielt ein Logo – damals absolut noch unüblich, sowie eine neue, junge Chefarztriege. Kurz: Das Marienkrankenhaus entwickelte sich zu einer modernen Klinik der Grund- und Regelversorgung, deren Ruf weit über die Grenzen Schwertes hinausreicht.
Um das Erreichte zu sichern, überzeugte der Verwaltungsrat seinen Sohn Jürgen Mitte der 90er-Jahre, seine Arbeit fortzusetzen. Das Image, die Reputation, die Zufriedenheit der Patient:innen, die Verbindung der Mitarbeiter:innen mit dem Haus – stets in Verbindung mit der Wirtschaftlichkeit – waren beiden Beyers hohe Güter, die es zu beschützen galt. „Ich habe von meinem Vater, der leider im Juni 2020 verstorben ist, viel gelernt“, blickt Sohn Jürgen an die Anfangsjahre vor 2002 zurück, in denen er die Verwaltung führte und sein Vater die Geschäfte. Als Verwaltungsleiter im April 1996 gestartet und ab 2002 als Geschäftsführer begleitete Jürgen Beyer zunächst die Umsetzung der von der Politik gewollten Fallpauschalen, mit denen nicht mehr die Dauer des Aufenthaltes vergütet wurde, sondern die erbrachte Leistung.
Derzeit beschäftigen die Krankenhausplanung, die fehlenden Investitionskostenzusagen der Länder sowie die fehlende Übernahme der exorbitant gestiegenen Betriebskosten durch den Bund bundesweit die Klinikchefs. Jürgen Beyer: „Die Krankenhäuser im Land bluten finanziell aus. Fast keine Klinik schreibt schwarze Zahlen. Die Insolvenzen steigen. Das Marienkrankenhaus steht aber wirtschaftlich auf einem festen Fundament. Die Existenz des Marienkrankenhauses ist im Vergleich zu vielen anderen Häusern nicht bedroht.“
Vor allem dank der letzten fünf Jahrzehnte, in denen in dem fünf mal fünf Meter großen „Beyer-Büro“ ökonomisch wesentlich mehr richtige als falsche Entscheidungen getroffen worden sind.
Auf die nicht ganz ernste Frage, ob die Familientradition im Marienkrankenhaus auch durch die nächste Generation gesichert ist, antwortet Jürgen Beyer nicht ganz ohne Schmunzeln: „Man weiß ja nie, aber dann wäre es erstmals in weiblicher Hand“, mit Blick auf seine Tochter Lilli (22), die allerdings vollständig andere und vor allem eigene Pläne hat.